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Zwischen Erschöpfung und purem Staunen: der W-Trek im Torres del Paine Nationalpark

Schon so lange steht diese eine besondere 5-Tages- Wanderung auf unserer Liste: der W-Trek im Torres del Paine Nationalpark. Der Torres del Paine Nationalpark liegt im südlichen Patagonien auf der chilenischen Seite und ist für seine atemberaubende Landschaft und spektakulären Bergkulissen bekannt. Die Landschaft im Torres del Paine Nationalpark ist geprägt von hohen Bergen, türkisfarbenen Seen und imposanten Gletschern. Die markanten Granitgipfel der Torres del Paine, die sich majestätisch in den Himmel erheben, sind das bekannteste Wahrzeichen des Nationalparks und das Hauptziel unserer 5-tägigen Wanderung. Im Frühjahr 2023 war es nun endlich soweit, und gemeinsam mit Anni's Schwester und ihrem Freund Fabian begeben wir uns auf eines der größten Abenteuer unseres Lebens. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wanderung durchzuführen: von Ost nach West oder West nach Ost, so wie wir es gemacht haben. So haben wir die ikonischen Torres als Highlight für den letzten Morgen als Ziel der Wanderung. Ebenfalls gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Wanderung aufzuteilen. Wir haben es so gemacht:

 

 

 

Tag 1: Camp Grande bis Camp Grey, 13,8 km ; 504 hm

Tag 2: Camp Grey bis Camp Frances, 19,5 km ; 643 hm

Tag 3: Wanderung im French Valley, 13,8 km ; 653 hm

Tag 4: Camp Frances bis Camp Chileno: 15,6 km ; 730 hm

Tag 5: Über die Torres zum Ausgang, 14,3 km ; 665 hm

 


 

Es gibt aber noch weitere Camps, die man ebenfalls buchen kann - je nach Verfügbarkeit und Reiseroute. Da es verschiedene Anbieter gibt, musste man früher alles separat buchen, doch mittlerweile gibt es diese Seite, auf welcher alle Campingplätze auf einmal buchbar sind. Ebenfalls gibt es verschiedene Möglichkeiten zu übernachten: Ganz bequem in Zimmern mit normalem Bett und Vollverpflegung, oder man nimmt sich Zelt und Essen selbst mit. Bei der zweiten Version kann man ca. 700 € sparen. Wir haben uns entschieden, uns selbst zu verpflegen, Schlafsäcke und Matratzen selbst mitzubringen, aber bereits aufgebaute Zelte vorzubuchen und zumindest dieses Gepäck zu sparen.

Tag 1 - Puerto Natales bis Camp Grey

Morgens um 7:00 nehmen wir den ersten Bus von Punta Arenas in den Nationalpark und die Fähre über den Lago Pehoé zum Camp Grande. Von hier machen wir uns auf den Weg zum Camp Grey direkt am Grey Gletscher. Den ersten Tag starten wir gemütlich mit nur 14 km, dafür aber über 600 Höhenmetern bei strahlendem Sonnenschein. Schon nach der Hälfte der Strecke kommen wir am Lago Grey an und sehen den Gletscher und somit unser Ziel in weiter Ferne. Bereits am Nachmittag kommen wir an und beziehen unser Zelt. Das Camp ist sehr schön - die Zelte sind groß, die Duschen heiß und die Küche warm. Am Abend erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über den Eisschollen. Das Wetter ist sehr untypisch für Patagonien – strahlender Sonnenschein, kein Wind und so waren wir motiviert und bereit für die kommenden Tage.

Tag 2: Camp Grey über Camp Grande  bis zu Camp Frances

Am zweiten Tag steht uns die größte Etappe bevor. Knapp 20 km und wieder über 600 Höhenmeter stehen uns bevor, um das Camp Frances zu erreichen. Nach den ersten 11 km machen wir eine mittags in Camp Paine Grande, wo wir die Küche nutzen um uns eine Mahlzeit zu kochen. Es ist nämlich verboten, im Park Feuer zu machen - auch mit Gas. Ausschließlich in den Küchen der Camps ist es erlaubt zu kochen. Als wir während der Pause den Wetterbericht checken, sinkt die Stimmung und manche von uns denken schon ans Aufgeben. Vor allem für den letzten Morgen, wenn der Sonnenaufgang an den Torres geplant ist, soll das Wetter besonders schlecht werden. Aber wir schaffen es, die Gruppe nochmal zu motivieren und laufen die restlichen 8 km zu Camp Frances. Erschöpft aber glücklich erreichen wir am frühen Abend das Camp und richten unser Zelt ein, welches für die nächsten zwei Tage unser zuhause sein wird. Wir springen nur noch schnell unter die heiße Dusche und gehen dann schlafen.

Tag 3: Ohne Gepäck im Valley de Frances

Am dritten Tag ist die Wettervorhersage leider nicht ganz so gut. Doch irgendwie bleibt der Regen aus und so machen wir uns auf ins Valle del Frances zum Aussichtspunkt Bretanico. Heute wandern wir ausnahmsweise nur mit leichtem Gepäck. Da wir zwei Nächte in Camp Frances bleiben werden, können wir für die Tageswanderung unseren schweren Inhalt der Rucksäcke im Camp lassen. Auf 6,8 km geht es über 600 Höhenmeter hoch hinaus, entlang an eindrucksvollen Gletschern, die heute sehr aktiv sind. Da es bereits Saisonende ist, sind alle Bäume in orange-rote Herbstfarben getaucht und leuchten vor dem grauen Himmel – genauso wie wir es uns gewünscht haben. Das hat natürlich das Risiko von schlechtem Wetter erhöht, doch in unserem Fall haben wir es genau aufgrund der schönen Herbstfarben so geplant. Als wir oben am Aussichtspunkt ankommen, klart der Himmel plötzlich auf und gibt die Sicht frei auf die atemberaubenden Steinformationen und blauen Himmel.

Tag 4: Camp Frances bis Camp Chileno

Für Tag 4 war wieder strahlender Sonnenschein und bestes Wetter gemeldet. Wir sind natürlich sehr froh, aber es ist sehr untypisch für dieses Gebiet. Daher freuen wir uns umso mehr, denn heute stehen wieder 16 km mit über 700 Höhenmetern an. Unser Ziel ist das Camp Chileno, das nur 4 km unterhalb der berühmten Torres liegt. Die Wanderung erstreckt sich entlang des Sees Nordenskjöld, der wunderschön türkis schimmert. Zwischendurch machen wir eine Pause am Strand des Sees und genießen die Aussicht. Das letzte Stück ist an diesem Tag am anstrengendsten, denn das Camp Chileno liegt schon auf halbem Weg hoch zu den Torres. Ziemlich erschöpft kommen wir heute im Camp an und fallen sehr früh ins Bett, denn am nächsten Morgen soll schon um 5:00 Uhr der Wecker klingeln. 

Tag 5: Sonnenaufgang an den Torres und über Camp Central zurück nach Puerto Natales

Für Tag 5 war wohl das größte Highlight geplant: den Sonnenaufgang an den Torres zu bestaunen. Doch leider sagte die Wettervorhersage schon die ganze Woche Regen für den Tag an. Auch als um 5:00 Uhr der Wecker klingelt hören wir, wie die Regentropfen aufs Zelt prasseln. Wir entscheiden uns trotzdem dafür, die 500 Höhenmeter auf 4 km anzugehen und beginnen pünktlich um 6:00 Uhr mit dem Aufstieg. Tatsächlich hat es mittlerweile aufgehört zu regnen, was aber trotzdem nicht heißt, dass die Sicht auf die Torres frei sein wird. Mit Muskelkater der letzten vier Tage in den Beinen und relativ schlechter Laune kämpfen wir uns also den steinigen Weg zu den Torres hoch. Doch ca. eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang sehen wir bereits von unten, wie dunkelrotes Licht auf die Berge scheint und sie wie einen Vulkan aussehen lassen. Mit wachsender Hoffnung erreichen wir die letzten Meter und plötzlich stehen wir vor unserem Ziel, den Torres del Paine. Und wie durch ein Wunder ist genau das letzte Stück Horizont frei von Wolken, genau das, wodurch die Sonne scheint, und so werden die Torres in rotes Licht getaucht und leuchten pink. Was ein Anblick! Und als wäre das nicht genug, taucht in den Wolken hinter den Torres auch noch ein Regenbogen auf – was ein magischer Morgen! Für die Anstrengung wurden wir so belohnt wie wir uns es nicht zu hoffen gewagt haben. Und so steigen wir überglücklich wieder hinab, holen unsere Rucksäcke im Camp Chileno ab und wandern das letzte Stück zu Camp Central, von wo der Shuttle zum Bus zurück nach Puerto Natales geht.

Der W-Trek im Torres del Paine Nationalpark war zweifellos eine anspruchsvolle, aber auch unvergessliche Erfahrung. Die beeindruckende Naturkulisse, die Herausforderungen der Wanderwege und die Möglichkeit, so nah an der wilden Schönheit der Torres del Paine zu sein, machten diese Reise zu einem unvergesslichen Abenteuer, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Insgesamt war es eine Reise voller Erlebnisse und Eindrücke, die uns mit unvergesslichen Erinnerungen und einem tiefen Respekt vor der Natur zurückgelassen hat.

Video zur Wanderung:

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